08 August 2010

Rundgang: Gesundheit im Apothekergarten erleben - Dr. Harald Werner erläutert in Annen 50 Heilkräuter

Mit Flieder in der Hand: Dr. Harald Werner im Apothekergarten. Im Hintergrund erkennt man den Turm der Annener Erlöserkirche. (Foto: Barbara Zabka)

Mit Flieder in der Hand: Dr. Harald Werner im Apothekergarten. Im Hintergrund erkennt man den Turm der Annener Erlöserkirche. (Foto: Barbara Zabka)



Wenn der Schwesternpark in Witten ein „botanisches Kleinod“ ist und der Engelhardt’sche Garten in Witten-Bommern ein „kleines Paradies“ genannt wird, dann muss der Apothekergarten in Witten-Annen wohl ein „lebendiges Herbarium“ sein. Nur Insidern bekannt, befindet sich auf 1000 Quadratmetern zwischen Stockumer Straße 21 und Hamburgstraße dieser kleine Kräutergarten mit Heil- und Arzneipflanzen aus aller Welt.

„Obergärtner“ ist der Chef von zwei „Greifvögeln“: Dr. Harald Werner, der Besitzer der Adler- und der Milan-Apotheke. „Haus und Garten sind meine Heimat“, erzählt der 55-Jährige. „Mein Vater Hans Joachim war auch Apotheker und zusätzlich Lebensmittelchemiker und übernahm 1951 die Adler-Apotheke.“ Diese wurde bereits 1871, am 23. Mai, von Franz Hartmann mit einer preußischen „Concession“ in Betrieb genommen.

Damals lag die Apotheke noch im alten Kern von Annen. Das Gussstahlwerk existierte noch nicht, und man hatte einen freien Blick auf das Salinger Feld. Gegenüber von ihr lagen eine Schule und ein Friedhof. Rechts neben ihr war das Schuhgeschäft Kleffmann und links von ihr die Druckerei Küching, später Krömer. In Richtung Bahnübergang folgten das Amtshaus und der Marktplatz. Und in Hör- bzw. Sichtweise befinden sich heute noch die katholische und die evangelische Kirche.

In den 60-er Jahren baute dann Vater Werner den eher dunklen Garten mit seinen Eiben langsam um, ersetzte die „Friedhofsatmosphäre“ durch Ahorne, Birken und Kirschbäume und pflanzte als Hobbygärtner zusätzlich 50 Heilpflanzen sukzessive an. Bekannte und unbekannte, die heilen und, wenn sie falsch angewendet werden, sogar vergiften können - gedacht als Anschauungsobjekte für die Apothekenhelferinnen und Pharmazie-Studenten.
Heute präsentiert sein Sohn an selber Stelle zum Beispiel Hibiskus, Pfefferminze und Melisse, Primel, Thymian und Efeu. Ihre Heilkraft liegt mal in den Blüten, mal in den Blättern und mal in den Wurzeln. Sie werden in den Laboratorien der pharmazeutischen Industrie aufbereitet. Zum Beispiel als Extrakte, als Tees, in Salben und in Tinkturen. In Annen kommen sie natürlich nicht in die Verarbeitung.

Beim Rundgang von fast 90 Minuten (maximal 15 Personen pro Gruppe!) führt Dr. Werner aber auch die „gefährlichen“ Kräuter vor: Tollkirsche, Fingerhut und Goldregen machen krank. Der weiße Saft der Mohnkapseln kann zu unterschiedlichen Pulvern weiterentwickelt werden und als starkes Schmerzmittel von Ärzten eingesetzt werden. Bei Missbrauch führen Morphium und Heroin jedoch zum Tod. Noch vor dem kostenlosen Rundgang hat Werner Schilder mit Fotos und Pflanzennamen zur Erläuterung der inzwischen über 100 verschiedenen Arzneipflanzen aufgebaut.

„Hier im Apothekergarten schöpfe ich immer wieder Kraft“, erklärt der Herdecker. „Behilflich beim Hegen und Pflegen ist mir dabei ein Rentner, der ebenfalls Hobbygärtner ist.“ Doch nicht nur in der Natur des Elternhauses ist Werner in seiner Freizeit aktiv. Auch die Musik gehört zu seinem „Ausgleichssport“. Seit über 20 Jahren ist der Geigenspieler Konzertmeister und Sprecher des Sinfonischen Orchesters der VHS Witten-Wetter-Herdecke.
Doch das ist immer noch nicht das ganze Engagement des Ehemanns und Vaters von vier Kindern. Ebenfalls seit zwei Jahrzehnten ist er „Kreisvertrauensapotheker“ für Witten und Umgebung und setzt sich berufspolitisch für seine Kolleginnen und Kollegen ein. Oft sind dann sein Rat und seine Vermittlung gefragt, auch Presse und Fernsehen fragen bei aktuellen Problemen an.

Auf allen seinen Betätigungsfeldern bleibt Dr. Werner immer ruhig und freundlich und gentlemanlike, als hätte er nach einem langen Arbeitstag gerade einen Gang durch seinen Apothekergarten gemacht und am Baldrian geschnuppert…

Weitere Infos zu den Führungen unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 58453 00 oder per Mail unter info(at)adler-apotheke-annen(punkt)de

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